„Chumm, mer machet ä Website.“

Planen Sie eine Website oder haben Sie bereits mit viel Herzblut eine aufgeschaltet, aber ausser den eigenen Kindern und den Göttikindern verzeichnen sie keine weiteren Besucher?

Der folgende Artikel soll Ihnen bei der Planung und Bewirtschaftung Ihrer Website helfen.

Was möchten Sie erreichen?

Wenn Sie Kindern eine Gutenachtgeschichte erzählen, dann hat das einfache Ursachen: Sie ist ein guter Anreiz dafür, ins Bett zu gehen, sie gibt dem Tag einen liebenswerten (und erwarteten) Schlusspunkt und dient ganz einfach der Schlafvorbereitung. Sie würden kaum eine Horrorgeschichte erzählen oder die Spannung während des Erzählens soweit aufbauen, bis kein Schlaf mehr möglich ist. Das Ziel der Gutenachtgeschichte liegt auf der Hand: „Schlaf, Kindlein schlaf.“

Beim Bau einer Website verhält es sich ähnlich: Wenn Sie das Ziel nicht vor Augen haben, schalten Sie womöglich eine Website auf, die nur Nerven und Geld kostet und nichts bringt. Ohne Zielvorstellungen bleibt eine Website nutzlos. Dabei unterscheiden sich drei mögliche Zielarten:

  • Sie können informieren
    (Informationsziel: „Unser Hof liegt im Urnerland.“),
  • die Besucher von einer Meinung überzeugen
    (Überzeugungsziel: „Bergbauern sind wichtig, weil …“)
  • oder eine Handlung auslösen wollen
    (Massnahme- oder Handlungsziel: Hofbesuche erhöhen oder Absatz der Hofprodukte steigern).

Bevor Sie also mit Elan und Leidenschaft loslegen, definieren Sie detailliert, welche Ziele Sie mit der Website verfolgen möchten. Diese können quantitativer (500 Besucher pro Monat, 10 Bestellungen pro Monat, weniger störende Anfragetelefonate etc.) und/oder qualitativer (reine Wissensvermittlung) Natur sein.

Was haben Sie zu sagen und mit wem reden Sie?

Sich bewusst zu werden, mit wem man redet und was man in welcher Form sagen möchte, ist eminent wichtig. Dann erst wird sichergestellt, dass man auf der anderen Seite des Bildschirmes verstanden wird. Der Marketing- und Webeprofi fachsimpelt an dieser Stelle von Zielgruppen, Zielgruppenansprache und Tonalität. Dahinter baut sich der Fachbegriff der „Zielgruppenorientierung“ auf, das soll uns aber nicht weiter erschrecken. Am Ende des Tages kochen auch Marketingprofis nur mit Wasser – das ist wenig, aber sicher.

Wenn wir das Beispiel der Gutenachtgeschichte nochmals bemühen möchten, so zeigt sich die ganze Wichtigkeit der gezielten Ansprache: Der Erzähler muss sich dem Zuhörer anpassen, er muss seine Geschichte, seinen Sprachschatz, seine Tonalität und auch seine Lautstärke der Umgebung sowie dem Sinn und Zweck seiner Erzählung unterordnen. Nur so wird das Kind einschlafen können.

Ehe Sie folglich mit viel Mühe ellenlange Texte formulieren, sollten Sie wissen, wer die Besucher ihrer Website sind, was Sie ihnen zu sagen haben und wie Sie sie ansprechen möchten.

Was hat der Besucher davon?

Website-Besucher sind gestresste Vielklicker und stellen bewusst und unbewusst hohe Erwartungen an die Websites, die sie besuchen. Und dass die Konkurrenz nur „ein Klick“ entfernt ist, haben Sie und ich mittlerweile auch oft genug gehört. Dieser Satz war schon früher eine Weisheit für sich und ist heute im Zeitalter des Breitbandinternets eine unumstössliche Wahrheit. Das Zauberwort heisst in diesem Zusammenhang „Mehrwert“.

Die Fragen sind – so salopp sich das lesen mag – ganz einfach: Was hat der Besucher davon, auf Ihrer Website zu sein? Was können Sie ihm an Mehrwert gegenüber der Konkurrenz oder dem Nachbarshof bieten?

Auf die Gefahr hin, dass Sie nach diesem Absatz nicht weiterlesen: Für übertriebene Selbstdarstellungen oder philosophische Abhandlungen über das Wesen des Grashalms finden tatsächlich keine oder nur sehr wenige Interessenten. Viel eher sollte der Besucher über wesentliche Dinge informiert werden: Adresse, Telefonnummern, angebotene Produkte und Preise, Ausrichtung des Hofbetriebes, Porträts von Menschen, Öffnungszeiten des Hofladens, Besuchszeiten etc.

Es gilt daher, die entscheidenden Informationen zu definieren, welche der Zielgruppe (eben den Besuchern) einen echten Mehrwert bieten. Achten Sie dabei peinlichst genau darauf, dass eben dieser Mehrwert hundertprozentig dem zentralen Ziel der Website zuarbeitet. Alles andere mag im besten Fall lustig sein, hat aber auf einer professionellen Website nichts zu suchen.

Lesen die Besucher überhaupt?

Die Auf- und Erarbeitung der Inhalte gilt als Königsdisziplin. Zu Recht. Denn obwohl auch das Design und die technische Umsetzung zum Erfolg beitragen, so wiegt die Verantwortung der Inhalte (Texte, Bilder, Dokumente, Filme) doch einiges schwerer. Gute Inhalte führen den Besucher durch die Website, verführen ihn zum Kauf eines Produktes oder beeinflussen seine Meinungsbildung.

Die Texte auf der Website müssen daher den höchsten qualitativen Ansprüchen genügen, stilsicher formuliert und korrekturgelesen sein. Eine Selbstverständlichkeit müsste man meinen: Aber traurige Realität sind im Internet auch heute noch unleserliche Texte, Schreib- und Grammatikfehler und unsägliche Formulierungen. Im Gegenzug bedeutet dies die Chance, mit Qualität und Detailliebe zu punkten und gleichwohl nicht nur inhaltlich, sondern auch formal dem Besucher Mehrwert zu bieten. Es ist eine pragmatische Betrachtungsweise: Wenn zwei Websites die ähnlichen Inhalte bereitstellen, nur eine davon aber stilsicher und fehlerfrei formuliert ist … Wo wird der Besucher wohl lieber einkaufen?

Sieht doch super aus, oder?

Natürlich entsteht Schönheit (oder Kunst) im Auge des Betrachters. Dennoch gibt es im Web klare Regeln der Benutzerfreundlichkeit, die leider immer noch zu oft missachtet werden. Ob aber eine Website wirklich erfolgreich ist, hängt stark mit einem auf den Besucher ausgerichteten Design ab. Moderne Websitedesigns berücksichtigen in bestmöglicher Form alle möglichen Ausgabegeräte – sei dies der Computer im Büro, das iPad im Wohnzimmer oder das Handy im Bus –, so dass auch auf den mobilen Geräten ein entspanntes Lesen der Website möglich ist. Wenn Sie sich nun auch die zwölf Prozent aller Männer in Erinnerung rufen, die unter Farbenblindheit leiden und daher teils grosse Schwierigkeiten haben, rot von grün zu unterscheiden, dann wird klar, warum auch die Farbgebung einer Website durchaus ihre Tücken haben kann.

Ob der Neffe gut genug ist?

In den meisten Fällen sind Neffen hilfsbereite Mitmenschen. Leider aber verstehen nicht alle Neffen bis ins letzte Detail, was eine gute und erfolgreiche Website hinsichtlich Design, technischer Umsetzung, Geräteunabhängigkeit und Suchmaschinenoptimierung braucht. Denn so wahr es ist, dass jeder eine Website aufschalten kann, so unumstösslich ist es auch, welch Komplexität moderne Websites aufweisen und welch fundiertes Wissen es voraussetzt, diese nach geräteüblichen Standards zu realisieren. Das soll aber keine Absage an den Neffen sein – zumindest nicht für Spass- oder reine Familienwebsites.

Wenn aber …

Wenn Ihre Website – um beim Beispiel zu bleiben – ernsthafte absatz- oder hofrelevante Ziele verfolgt, ist man bei einem professionellen Dienstleister richtig aufgehoben. Langfristig ist ein gut investierter Franken ganz bestimmt mehr wert als der gesparte Zehnermocken.


Tipps zum Erfolg.

Nur ein perfektes Zusammenspiel von Design, Technologie und Inhalt ist die Basis für eine erfolgreiche Website. Die nachfolgenden Tipps haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind bunt zusammengewürfelt. Trotzdem bieten sie eine gute Grundlage, um eine erste Analyse vorzunehmen oder aber die eigenen Ideen zu hinterfragen.

  1. Auf der Startseite (Neudeutsch: Homepage) erklären Sie in einem Satz, was der Besucher auf der Website finden wird. Dieser eine Satz sollte – bestmöglich – fehlerfrei und für alle verständlich sein.
  2. Jede Seite erhält einen eindeutigen Titel, wobei ebendieser Titel den Inhalt optimal zusammenfasst: Seien Sie konkret, genau und auf den Punkt.
  3. Bei längeren Texten empfiehlt es sich, mit aussagekräftigen Zwischentiteln zu arbeiten. Die meisten Besucher werden ausführliche Texte zuerst nur überfliegen und nur bei Interesse ins Detail gehen.
  4. Aufgrund der sehr hohen Auflösung moderner Bildschirme ist es umso wichtiger, mit grossen und leserlichen Schriften zu arbeiten. Achten Sie dabei auch auf einen guten und satten Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund und verzichten Sie auf nervöse Hintergrundbilder.
  5. Die Navigation ist das Rückgrat einer Website und muss daher einfach und für alle Besucher im ersten Augenblick verständlich sein. Es ist weder eine Regel noch ein Muss, dass eine Navigation nur aus Einzelwörtern bestehen muss. Wenn es das Design erlaubt, können auch ganze (aber kurze) Sätze als Navigationselemente dienen.
  6. Falls Sie ein Kontaktformular aufschalten, dann stellen Sie eine Antwortzeit von maximal 24 Stunden sicher. Auch auf E-Mails muss innerhalb dieser Frist geantwortet werden.
  7. Die meistbesuchten Seiten sind (und bleiben) Mitarbeiterseiten. Der geschickte Webdesigner verbindet diese Seiten mit den grundlegenden Zielen des Webauftrittes und schafft damit eine inhaltliche Brücke.
  8. Die beste Suchmaschinenoptimierung ist die rigorose Ausrichtung der Inhalte auf den Websitebesucher. Die technischen Details und Raffinessen löst der Profi im Hintergrund.
  9. Gehen Sie nie von ihrem Wissenstand aus und versuchen Sie immer wieder aus der Sicht des Besuchers die Website zu verstehen.
  10. Wer nichts riskiert, gewinnt nichts.

Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Eine Fürsprache für eine Entschleunigung der (Kommunikations-) Massnahmen im Internet und für eine gut durchdachte und konsequent angewendete Internet-Strategie.

Sie betreiben eine Website mit verschiedenen Kontaktformularen, haben auch die perfekte Darstellung für mobile Endgeräte produzieren lassen, Newsletter werden wöchentlich verschickt und die Mitarbeiter wissen, wie sie per Mail zu kommunizieren haben (Stichwort: Corporate-Mail-Behaviour), eine Facebook-Fanseite des Unternehmens ist eingerichtet, das ganze Management hat sich auf Xing registriert, die Firmenvideos sind auf YouTube und Vimeo auffindbar, das Suchmaschinenmarketing wurde extern vergeben, natürlich verdienen Google & Co über AdWords an Ihnen und für Online-Spiele und Apps haben Sie – welch Überraschung – kein Geld mehr . . . Ein unglaublich langer (und zeitraubender) Satz, nicht wahr?

Wohl macht das Unternehmen im obigen Beispiel beinahe Alles im Internet, aber macht es auch das Richtige? Wäre es – um den Unternehmensforscher Peter Ferdinand Drucker (1909 – 2005) beim Wort zu nehmen – nicht wichtiger, die richtigen Dinge zu tun, als die Dinge richtig zu tun?

Wie aber weiss man, was die richtigen Dinge sind?

Strategie wird im Fremdwörterbuch des Dudens wie folgt definiert: „Genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein Ziel zu erreichen, und in dem man diejenigen Faktoren, die in die eigene Aktion hineinspielen könnten, von vornherein einzukalkulieren versucht“[1]. Kein Marketinglehrbuch definiert Strategie in ihrem Kern besser. Der gute alte Duden bleibt der Wahrheit treu und schmückt die Definition auch nicht weiter mit „Ressourcen“ oder Modewörtern wie „Aktionsprogrammen“ aus: Reduziert und auf den Punkt.

Damit liefert der Duden nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich den tatsächlichen Kern zur Strategie: Nur wenn sich ein Unternehmen auf die wesentlichen Ziele konzentriert, wird es erfolgreich sein. Dann nämlich – und nur dann – werden die richtigen Dinge gemacht. Einer Verzettelung auf unzählige Massnahmen, die unterm Strich nur Geld und Nerven kosten, kann so effektiv vorgebeugt werden.

Analysieren, fragen, schlussfolgern, machen.

Die allerersten Fragen, die deshalb zu klären sind:

  • Was will man generell mit dem Internet erreichen?
  • Welches Kundenproblem kann über das Internet gelöst oder – anders formuliert – welches Kundenbedürfnis kann direkt online befriedigt werden?

Die Antworten auf obigen Fragen sind die Leitplanken, innerhalb deren sich eine Internet-Strategie zu definieren hat. Auf diese Weise legt man die Ziele fest, die über das Internet zu erreichen sind und die – de facto! – die Erreichung der Unternehmensziele zu unterstützen vermögen.

  1. Konzentrieren Sie sich dabei im Internet auf die Ziele, welche auf das grundlegende Unternehmensziel hinarbeiten.
  2. Definieren Sie ihre Internet-Zielgruppe glasklar.
  3. Darauf aufbauend legen Sie die Inhalte (Botschaften) fest und grenzen alle Online-Massnahmen auf die angepeilte Zielgruppe ein.

Jede Massnahme muss anschliessend auf deren Wirksamkeit in Bezug auf die Ziele überprüft werden können. Denn „der genaue Plan des eigenen Vorgehens“ muss natürlich Erfolg haben: Aber das darf keine Frage von Gefühlen, sondern muss jederzeit eine messbare und somit überprüfbare Tatsache sein. Werden nämlich die definierten Ziele nicht über die eingeschlagenen Massnahmen erreicht, so sind nicht zwingend die Ziele falsch, sondern oft nur die Massnahmen oder die bedienten Kanäle (Website, E-Mail, AdWords, Facebook etc.). Dabei können Sie – um den Kreis zu Peter Ferdinand Drucker zu schliessen – durchaus alle Massnahmen richtig umsetzen, aber dennoch das Falsche machen.

Die Zielgruppe gibt demzufolge den Takt an: Die Botschaften müssen von der Zielgruppe gefunden, gelesen und erlebt werden. Und im besten Fall wird anschliessend buchstäblich die Aktion ausgelöst, die die Strategie als Ziel festgelegt hatte. Sei es nun der Klick auf das AdWord, das Ausfüllen einer Kontaktfrage oder schlicht das Lesen der neusten Pressemitteilung. Die konsequente Ausrichtung aller Massnahmen auf die Zielgruppe und die definierten Ziele lässt das Unternehmen und die Mitarbeitenden einheitlich und widerspruchsfrei kommunizieren, werben und handeln.

Zuerst einfach fragen und dann viel schwitzen.

Thomas Edison wird gerne mit seiner Aussage „Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration.“ zitiert. Bei der Ausarbeitung und Umsetzung einer Internet-Strategie verhält es sich glücklicherweise nicht anders. Es ist ein ausgesprochen intensives und selbstkritisches Stück Arbeit und es zwingt die Geschäftsleitung viele Annahmen, Ansichten und Vorgehensweisen im Detail zu hinterfragen und gegebenenfalls sogar über Bord zu werfen.

Denn der Regenwurm ist dem Fisch ein Leckerbissen und kein Köder. Viel zu oft aber werfen Angler ihre eigenen Delikatessen ins Wasser. Dann aber beissen die Fische nicht an.

Und dieser Wahrheit gilt es, sich zu stellen.

Voraussetzungen für die Entwicklung einer Internet-Strategie[2]

  1. Die in der Unternehmensstrategie eingebettete Internet-Strategie ist und bleibt „Chefsache“. Die Geschäftsleitung entzieht sich der Erarbeitung nicht und arbeitet persönlich mit, nimmt an Besprechungen/Workshops teil und hat bei der Umsetzung eine Vorbildfunktion.
  2. Eine komplette Auslagerung der Strategieentwicklung an externe Berater macht wenig Sinn: Die Kombination von externer Beratungsleistung und internem Wissen ist wahrscheinlich die beste und erfolgversprechendste Vorgehensweise.
  3. Alle beteiligten Mitarbeiter besitzen die Kompetenz zur Strategieentwicklung und haben Zeit für anspruchsvolle Aufgabe.
  4. Alle wesentlichen Abteilungen sind involviert.
  5. Der Zeitplan ist realistisch eingeplant und wird konsequent eingehalten.
  6. Der Erfolg der Strategie wird pedantisch und laufend mit geeigneten Kriterien überprüft.

[1] Duden – Das Fremdwörterbuch; 10. Aufl. Mannheim; © 2010

[2] Nagel, Reinhard; Lust auf Strategie. Workbook zur systemischen Strategieentwicklung; 2. Auflage; Schäffer-Poeschel; © 2009

Social Media: Panik in Echtzeit?

Niemand zwingt Unternehmen zur Kommunikation über Social-Media-Kanäle, niemand wartet dort auf sie. Social-Media ist kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg und ganz bestimmt keine Voraussetzung dazu.

Kein Tag vergeht, wo soziale Netzwerke nicht in der Presse erwähnt, analysiert oder, ganz banal, zu Diskussions- oder „Gefällt-mir!“-Zwecken verlinkt werden. Würde man jeder Nachricht in den Medien glauben schenken, so müsste man sich fragen, wie die Wirtschaft vor Facebook & Co. überhaupt existieren konnte, wie Steinzeitmenschen aus dem 20. Jahrhundert Freundschaften pflegten und wie das genau mit den Schallplatten und CDs funktionierte.

Aber so einfach ist es natürlich nicht.

Was also ist zu tun, wenn man noch kein Firmenprofil auf Facebook, Google+, Xing, Linkedin, YouTube, Vimeo und Twitter sein Eigen nennt? Müssen Unternehmen sofort und in Echtzeit in Panik geraten oder darf die Diskussion auch ohne Eile und mit einer gewissen Ruhe und einer detaillierten Bestandsaufnahme angegangen werden?

Ist Social Media ein Muss?

Aus zwei Gründen ist Entwarnung angesagt: Einerseits sind Social-Media-Massnahmen kein Muss in der Unternehmenskommunikation und andererseits dürfen Social-Media-Massnahmen nie Schnellschüsse sein und sollten immer umfassend durchdacht, an Kommunikationsziele gekoppelt und auf potenzielle Reaktionen hin analysiert werden. Sehr viele Unternehmen werden auch zukünftig ohne Facebook oder Twitter mit ihren Kunden und Lieferanten off- wie online kommunizieren und auch weiterhin wirtschaftlich Erfolg haben.

Die Frage ist demnach anders zu stellen: Ist ein Unternehmen für Social-Media bereit und hat es den Willen (und das Geld), diese faszinierende und äusserst direkte Form der Kommunikation zu betreiben? Im Kern geht es bei Social-Media-Plattformen immer (und einzig) um die Kommunikation von und mit Konsumenten, Kunden oder einfach Interessierten. Und solange die Internetnutzer mit den jeweiligen Unternehmen und Fanseiten glücklich sind, wird aus der Social-Media-Plattform ein Kanal für erfolgreiches Empfehlungsmarketing: Das Image des Unternehmens festigt sich und im besten Fall schnellen die Verkaufszahlen nach oben. Werden aber Kritiken, Reklamationen oder sonstige Hinweise gepostet, muss professionell reagiert werden. Das heisst dann heutzutage „Beschwerdemanagement“ (im Supermarkt um die Ecke nennt sich das ganz einfach „Kundendienst“) und ist in vielerlei Hinsicht die Königsdisziplin in der Kommunikation mit Kunden. In einem guten Restaurant würde man die berechtigte Kritik an der kalten Suppe dem Chef de Service flüstern, der sodann um schnellstmögliche Wiedergutmachung bemüht sein würde. Im Social-Media-Dschungel ist sehr oft nicht klar, wer sich um Bemerkungen, Anfragen oder Kritiken von Internetnutzern kümmert. Und genau da liegt die grösste Gefahr: Werden ebensolche Nutzerbeiträge nicht ernst genommen oder nicht befriedigend beantwortet, kann das ganz schnell zu negativen (und lawinenartigen) Kommentaren und sich gegenseitig unterstützenden Kritikern führen. Wenn diese Lawine erst losgetreten ist, kommt das Unternehmen unter Umständen mit einem blauen Auge davon. Der schlimmste Fall, der eintreten könnte, sollte daher vorab mit einem Notfallplan analysiert und detailliert durchgespielt werden. Soweit dies überhaupt möglich ist.

Websites haben ganz bestimmt nicht ausgedient.

Tatsächlich gibt es die Meinung mancher Web-Gurus, dass die gute, alte Website bereits ausgedient hat und zukünftig nur noch über Social-Media-Kanäle kommuniziert wird. Mir fehlen die hellseherischen Fähigkeiten eines Kartenlegers, dennoch wage ich entschlossen, diese These zu bestreiten. Ganz im Gegenteil erhält die Unternehmenswebsite je länger je mehr die Wichtigste aller Rollen im digitalen Universum. Sie ist und bleibt das Kernstück der Online-Kommunikation und dient als Lesezeichen (oder als Verweis) für alle anderen Online-Dienste, die ein Unternehmen pflegt und unterhält: Produkt- und Serviceseiten, Unternehmensdarstellungen, Newsletter, mobile Applikationen, Downloads, Xing- oder Linkedin-Mitarbeiterprofile, Facebook-Fanseiten, Twitter-Accounts, YouTube- oder Vimeo-Ecken etc.

Ob nun zusätzlich zum eigenen Webauftritt auch Social-Media-Massnahmen gepflegt werden, hängt von vielen Faktoren ab, und das muss in einer Kommunikationsstrategie definiert und geklärt werden. Dass es nämlich nicht sonnenklar ist, wie und was Fans (Interessierte auf Facebook-Fanseiten) oder Follower (Mitleser auf Twitter-Accounts) auf ihren Seiten kommentieren oder hochladen, ist ebenso klar, wie dass Social-Media-Massnahmen alles andere als gratis sind.

Wenn ebendiese Massnahmen hingegen vorausschauend geplant, professionell organisiert und auf potenzielle Risiken umfassend abgeschätzt werden, so steht dem Experiment Social Media nichts im Wege. Voraussetzungen sind selbstverständlich eine hohe Bereitschaft zum direkten Gespräch mit Internetnutzern, die nötigen personellen Ressourcen und finanzielle Investitionsbereitschaft.

 

 

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Was ist Social Media?

Social Media ist der (englische) Sammel- oder Überbegriff für Medien, in denen Erfahrungen, Meinungen, Bewertungen, Dateien (Fotos, Videos, Texte etc.) oder Informationen unter Internetnutzer ausgetauscht werden.

Zu den erwähnten Medien zählen Blogs und Micro-Blogs, Foren, soziale Netzwerke, Lesezeichen-, Wissens- oder Frageportale und Foto-, Musik- und Videoportale.

Die wichtigsten Marktteilnehmer sind: Facebook, Twitter, YouTube, Xing, LinkedIn, Google+, delicious, Wikipedia, gutefrage, Picasa, Flickr, last.fm, Qype uvm.

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Wie vorgehen bei Social-Media-Ambitionen?

  1. Wo ist die Konkurrenz aktiv? Was macht sie da und wie intensiv werden die Nutzer gepflegt? Kann das eigene Unternehmen mithalten oder gar besser machen?
  2. Freigabe eines Budgets für Social-Media-Massnahmen und personelle Verantwortlichkeiten klären.
  3. Formulierung von Kommunikationszielen, die mithilfe von Social-Media-Kanälen erreicht werden sollen.Soll dabei nur punktuell „kampagnenmässig“ kommuniziert werden oder wird ein „Kundendienst“ angestrebt?
  4. Planung & Organisation der Massnahmen für den Optimal- wie für den schlechtesten Fall (best-case-, worst-case-Szenario)
  5. Umsetzung aller Massnahmen.
  6. Allgemeines Monitoring (Neudeutsch für: Beobachtung der Nutzer im WWW auf Reaktionen, Hinweisen und Verhalten in Bezug auf das eigene Unternehmen.)
  7. Abschluss- oder laufende Kontrolle der Social-Media-Kampagne in puncto Erreichung von Kommunikationszielen und Einhaltung von Budgetvorgaben.
  8. Wandlungsfähigkeit beibehalten und, wenn immer möglich und nötig, die Social-Media-Massnahmen anpassen und mit den Nutzern „wachsen“.

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