Die Wählscheibe war das bessere Internet

Was die Wählscheibe mit dem Internet zu tun hat

Wer nicht weiss, was eine Wählscheibe ist, den beneide ich um seine Jugendlichkeit: Noch bis weit in die 70er- oder 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts hatte fast jedes Telefon eine solche. Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben: Bereits in den 70ern setzte ihr schleichender Niedergang ein, als sie langsam, aber kontinuierlich von der Zahlentastatur verdrängt wurde.

Erinnern Sie sich? Es war die Zeit, in der man noch alle wichtigen Telefonnummern auswendig wusste und das Wählen einer Meditation glich: Das Surren in der Hörmuschel, während die Scheibe zurückdrehte, hörte sich wie eine schnurrende Katze an. Die Wählscheibe war damals die wichtigste – und womöglich die einzig im Alltag präsente – Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine: Sie war das «User Interface» des analogen Zeitalters.

Heute sind wir von «Interfaces» umgeben: dem Computer mit Tastatur und Maus, dem Handy und dem berührungsempfindlichen Bildschirm, dem Fernseher und der programmierbaren Fernbedienung …

Die beängstigend simple Handhabung macht für mich aus der Wählscheibe die benutzerfreundlichste Mensch-Maschinen-Schnittstelle überhaupt. Sie war aber nicht nur denkbar einfach in der Bedienung, sondern auch ästhetisch perfekt. Warum wohl musste selbst Neo mit einem analogen Telefon zurück in die Matrix finden? Weil Mechanik im Gegensatz zur Elektronik durchschaubar ist – und nicht zuletzt wegen der zeitlosen Wählscheibenästhetik!

Um das geht’s bei Benutzerfreundlichkeit – ein paar Adjektive:

Einfach. Eindeutig. Offenkundig. Eingängig. Enträtselt. Verständlich. Transparent. Durchschaubar. Offensichtlich. Lesbar. Plausibel. Einleuchtend. Klar. Deutlich. Und für die Jungen unter uns: einfach geil.

Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Website-Redesign planen!