Yes, we scan.

Als Obama den Amerikanern und der Welt 2008 ein neues Amerika verkaufte, hat er uns ganz schön hinters Licht geführt – dieser Schlingel.

Für freie Journalisten sind die Öffnungszeiten in Guantanamo bis heute inexistent, und dass nicht mehr so viele Soldaten in Auslandeinsätzen sterben, hat weniger mit einer verminderten Kriegslust als vielmehr mit einer gnadenlos effizienten Drohnenstrategie zu tun. Man hat uns Freundschaft angeboten und gleichzeitig digitale Kontrolle übergestülpt.

Ich bin kein Feind Amerikas. Dem Land gilt für viele seiner Eigenschaften meine Bewunderung: die bedingungslose Redefreiheit, die technologische Effizienz und Kreativität, die Natur und in gewisser Weise auch seine nicht immer unsympathische Arroganz.

Die bedingungslose Redefreiheit ist aber alles andere als bedingungslos, wenn jede Mail, jede Datei, jedes Skypetelefonat weltweit überwacht, archiviert, mit Stichworten versehen und auf potenzielle Terrorismusnähe analysiert wird. Natürlich muss Terrorismus jeder politischen Schattierung bekämpft und ideologisch ausgerottet werden. Das ist keine Sinnfrage, sondern eine Frage von Vorgehensweise und demokratischem Verständnis.

Wenn ein Staat in meine E-Mails, meine Dateien, meine Verbindungsdaten schnüffelt, dann verletzt das meine Privatsphäre und macht mich grundlos zum potenziell Verdächtigen.

Darf ich Ihren Briefkasten leeren? Ihre Mails checken? Die Dropbox-Daten angucken? Ihre Geschäftsgeheimnisse lesen?

Der Skandal ist nicht nur, dass wir flächendeckend überwacht werden, sondern auch unsere Gleichgültigkeit.

Unser Opportunismus ist zu gross. Auf die Vereinfachungen amerikanischer Technologien möchten wir nicht verzichten: Google, Facebook, Dropbox, iPhone & Android, G-Mail und Skype sind Weltklasseprodukte.

Wie war das nochmals mit der technologischen Effizienz und Kreativität Amerikas?

Es wird Zeit, dass wir aufholen.