Kaputtes Internet.

Ende der Neunziger Jahre demonstrierte ich meinem Bruder meine neuste Anschaffung: Ein Palm Pilot. Das war damals quasi das heutige Smart-Phone, jedoch ohne Telefon (und zudem war es langsam und wog gefühlte fünf Kilo).

Aber ich konnte meine Termine mit dem Computer abgleichen und hatte meine Zeitplanung im Griff. Meinem Bruder machte das wenig Eindruck. Er nahm seine urzeitliche Papieragenda zur Hand und warf sie gegen die Wand. Mit einer schwungvollen Handbewegung nahm er sie wieder vom Boden auf. Dann setzte er sich mit nicht zu überbietender Lässigkeit neben mich und fragte, ob das mein komisches „Ding“ auch überleben würde? Die Frage habe ich mittlerweile dutzendmal mit „Nein“ beantworten können.

Seit damals habe ich etliche Smart-Phones – im Sinne einer konsequenten und langjährigen Anti-Aggressionstherapie – gegen Wände aller Art geworfen. Dass keines je überlebt hat, liegt an meiner perfektionierten Wurfweise. Bei meinem letzten Wutanfall schleuderte ich es jedoch dummerweise gegen den einen Bildschirm im Büro, welcher rückwärts vom Tisch fiel und den zweiten Bildschirm gleich mitzog: Das war doof.

Es steht ausser Frage, dass intelligente Telefone, smarte Uhren oder mitdenkende Kleider aller Art unser Leben beeinflussen. Ob diese Dinge das Leben auch besser machen, steht nicht zur Diskussion. Wir haben uns dem technischen Fortschritt verschrieben: Programmierbare Geräte sind zu einer modernen (und kaufbaren) Religion geworden.

Ich bin nicht altmodisch, aber eine Zuschrift zur letzten Kolumne hat mich nachdenklich gemacht. Darin fragte mich ein Leser, ob das Internet uns nicht kaputt mache.

Das weiss ich nicht.

Ich weiss aber, dass wir dem Internet den Zugriff auf uns verwehren können. Und dazu braucht es dann und wann einen gezielten Wurf.

Der kann – ganz ehrlich – richtig gut tun.