Vertikal scrollen.

Kennen Sie das „F“-Wort, welches man gerne – ein bisschen abschätzig – einer Berufsgattung anfügt? Investoren-F… oder Design-F… oder Bauführer-F… oder was es sonst noch so an Berufen gibt. Leider darf ich es nicht ausschreiben, da mir sonst mein Verleger die Kolumne um die Ohren haut.

Jedenfalls ist mir das anrüchige Wort vor ein paar Tagen an einer Sitzung rausgerutscht. Gute Stimmung herrschte danach tatsächlich nicht mehr.

Die Diskussion hatte friedlich begonnen und wir waren uns am Tisch vieler Dinge einig geworden. Als ich aber erwähnte, dass ein höhenfixiertes Layout bei einer reinen Informationswebsite nicht so toll sei, ging die Diskussion – oder besser: die Auseinandersetzung – erst richtig los. Der Inhalt habe sich, so der verantwortliche Designer, nach dem vorgegebenen Layout zu richten und ein vertikales Scrollen käme auf gar keinen Fall in Frage. Es sei ja schliesslich nicht in der Verantwortung von Content-Schreiberlingen (sprich: die Menschen, die die Inhalte definieren, strukturieren und schreiben) über die Ausrichtung einer Website zu entscheiden. Ich hielt dagegen, dass Inhalte durchaus wichtig seien, zudem ein vertikales Scrollen von den Benutzern nicht als störend empfunden und ausserdem eine Fixierung der Websitehöhe dem Grundsatz der Geräteunabhängigkeit widersprechen würde.

Seine Antwort liess mich schaudern: „Das ist mir egal.“ Ich machte eine abschätzige Handbewegung und liess mich leider zur eingangs erwähnten Wortkombination verleiten.

Und dennoch endet die Geschichte im Sinne der Benutzerfreundlichkeit: Dem Kunden nämlich war der Wunsch des Designers egal. Und auch das „F“-Wort fiel während meinem Telefonat mit dem Kunden. Aber dieses Mal war ich unschuldig.