Schnell, einfach, erfolgreich.

Beim Siegeszug der Eisenbahn im 19. Jahrhundert warnten Wissenschaftler davor, dass die hohen Geschwindigkeiten – damals fuhren die Eisenkolosse ziemlich schnelle 30 km/h – für Passagiere gefährlich sein könnten. Man sprach von der Eisenbahnkrankheit, die zu Gehirnverletzungen oder zum Erstickungstod führen könnte. Welch Glück haben sich die Befürchtungen von damals nicht bewahrheitet.

Gleichwohl bleiben hohe Geschwindigkeiten in vielen Dingen ein gesundheitliches Risiko. Denn auch wenn alles schneller wird und man immer mehr Tätigkeiten in immer weniger Zeit reinpackt, bleibt am Ende des Tages trotzdem nicht mehr Zeit für uns übrig: Wir fliegen schneller, also reisen wir weiter weg; die Nachrichten werden immer häufiger aktualisiert, also klicken wir uns öfter in die Medienwebsites; die Kunden möchten alles gestern geliefert haben, also arbeiten wir bis in alle Nacht hinein, das Verkaufsgespräch endet in einer weiteren Offertenrunde, also formulieren wir übers Wochenende ein neues Angebot. Dass wir dabei krank werden, merken wir erst, wenn es zu spät ist.

Bei Websites hingegen gilt eine hohe Verständnisgeschwindigkeit – wie schnell sich ein Websitebesucher orientiert, wie einfach die Website zu verstehen ist und wie viel der Besucher sich dabei merken kann – als das wichtigste Kriterium für Benutzerfreundlichkeit überhaupt.

Versteht ein Besucher eine Website nicht auf Anhieb und kann er sich nicht orientieren, so kann das tatsächlich ausserordentlich unangenehme Stress-Symptome auslösen. Eine benutzerfreundliche Website ist daher nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern hilft auch allgemein der Gesundheit von Websitebesuchern.

Die Krankenkassen werden es Ihnen danken.

Yes, we scan.

Als Obama den Amerikanern und der Welt 2008 ein neues Amerika verkaufte, hat er uns ganz schön hinters Licht geführt – dieser Schlingel.

Für freie Journalisten sind die Öffnungszeiten in Guantanamo bis heute inexistent, und dass nicht mehr so viele Soldaten in Auslandeinsätzen sterben, hat weniger mit einer verminderten Kriegslust als vielmehr mit einer gnadenlos effizienten Drohnenstrategie zu tun. Man hat uns Freundschaft angeboten und gleichzeitig digitale Kontrolle übergestülpt.

Ich bin kein Feind Amerikas. Dem Land gilt für viele seiner Eigenschaften meine Bewunderung: die bedingungslose Redefreiheit, die technologische Effizienz und Kreativität, die Natur und in gewisser Weise auch seine nicht immer unsympathische Arroganz.

Die bedingungslose Redefreiheit ist aber alles andere als bedingungslos, wenn jede Mail, jede Datei, jedes Skypetelefonat weltweit überwacht, archiviert, mit Stichworten versehen und auf potenzielle Terrorismusnähe analysiert wird. Natürlich muss Terrorismus jeder politischen Schattierung bekämpft und ideologisch ausgerottet werden. Das ist keine Sinnfrage, sondern eine Frage von Vorgehensweise und demokratischem Verständnis.

Wenn ein Staat in meine E-Mails, meine Dateien, meine Verbindungsdaten schnüffelt, dann verletzt das meine Privatsphäre und macht mich grundlos zum potenziell Verdächtigen.

Darf ich Ihren Briefkasten leeren? Ihre Mails checken? Die Dropbox-Daten angucken? Ihre Geschäftsgeheimnisse lesen?

Der Skandal ist nicht nur, dass wir flächendeckend überwacht werden, sondern auch unsere Gleichgültigkeit.

Unser Opportunismus ist zu gross. Auf die Vereinfachungen amerikanischer Technologien möchten wir nicht verzichten: Google, Facebook, Dropbox, iPhone & Android, G-Mail und Skype sind Weltklasseprodukte.

Wie war das nochmals mit der technologischen Effizienz und Kreativität Amerikas?

Es wird Zeit, dass wir aufholen.

Sturm der Entrüstung.

In der digitalen Welt nennt sich ein solcher Sturm „Shitstorm“ – ein Begriff, der von Sascha Lobo (dem einzigen Punk des gesellschaftskritischen Internets) mit dem Zusatz „aggressives Brainstorming“ versehen wurde. Nun liegt es nicht in meiner Natur englische Fachwörter im Raume bzw. in der Kolumne stehen zu lassen. Aber mein Verleger würde mir das übersetzte Sch-Wort zu Recht mit dem Hinweis auf den Respekt gegenüber den werten Lesern streichen. Beim Brainstorming hingegen handelt es sich nach Duden um ein „Verfahren durch Sammeln spontaner Einfälle die beste Lösung für ein Problem zu finden“.

Bleiben wir aber beim Sch-Wort und dem Respekt. Denn unterm Stich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, geht es einzig um den Respekt gegenüber Mitmenschen. Was beim Autofahren nämlich die Windschutzscheibe und damit einhergehend das Gefühl in einer privatsphärlich-geschützten Eierschale zu sitzen, ist beim Internet der Bildschirm. Dahinter zu sitzen, so bildet man sich gerne ein, erlaubt einem in aggressiver Stimmung seinem Unmut freien Lauf zu lassen und dabei – wie beim Stinkefinger zeigen während der Autofahrt – von der Eierschale geschützt zu werden.

Nun hat aber die Eierschale einen einzigen Zweck: Sie dient biologisch der Erzeugung der Nachkommenschaft – der Küken. Das Schlüpfen zerstört die Eierschale; es ist folglich unumgänglich den eigenen Schutz preiszugeben, um auf die Welt zu gelangen und im wahrsten Sinne zu leben.

Für uns bedeutet dies nichts weiter, als dass nur dann eine Kritik im Internet berechtigt ist, wenn sie persönlich adressiert wird und der Kritiker sich zu erkennen gibt. Im Schutze einer löchrigen Anonymität zu wüten und zu „shitstormen“, ist einer vermummten Demonstration gleichzusetzen.

Und das ist respektlos.