Mehr Tassen im Schrank.

Neulich hat mich Peter mit bohrendem Blick gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte. Das hat mich gewundert, denn die Frage kam – für mich – aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung. Aber ja, antwortete ich, meine Tassen seien zwar mittlerweile ein bisschen alt und an manchen Stellen abgewetzt oder abgeschlagen, aber anzahlmässig hätten sie sich in letzter Zeit eher vervielfacht und keine Dezimierung durchgemacht.

Dass sich die Stimmung mit dieser Antwort nicht bessern liess, sondern weiterhin im frostigen Kellergewölbe hauste, lag wohl eher an meiner denn an Peters Sturheit. Aber, so erwiderte ich weiter, ich stünde wohl auf dem Schlauch. Und ich betonte – um keine Zweifel an meinem Willen zur Diskussion aufkommen zu lassen – den Satz mit einem grossen Fragezeichen.

Doch meine Bemühungen waren umsonst, das Gespräch beendet, sein Bierglas halb leer, mein Wasserglas halb voll, seine Verabschiedung ausserordentlich kühl und mein Friedensangebot („Nächste Woche, gleiche Zeit?“) mit Terminkollisionen ausgeschlagen.

Dabei hatte ich einzig in einem Nebensatz erwähnt, dass ich es für falsch erachte, Kunden mit eigenwilligen Technologien, Tools und Apps auf Jahre an eine Agentur zu binden, sondern dass es weitsichtiger sei, Kunden über intelligente Dienstleistungen, solide und fundierte Beratungsqualitäten und transparente Preispolitik zu binden. Bindung, so meine Worte weiter, verliere dann seinen negativen Beigeschmack und wandle sich in eine echte Partnerschaft. Aber vor einer echten Partnerschaft, so meine bescheidene Erfahrung, hätten noch viel zu viele Webagenturen Angst.

Wie das Gespräch ausging, wissen Sie ja bereits.

Ein paar Tage später habe ich Peter eine Tasse geschenkt. Die Aufschrift lautet: „Für Deinen Schrank.“