Die Regenpfütze

Bis wir begriffen haben, warum Kinder so gern in Regenpfützen springen, hat es einen Moment gedauert. Auch in unserer Agentur, die darauf spezialisiert ist, komplexe Onlineprojekte zu konzipieren und zu realisieren, ist uns bis heute nicht immer alles verständlich. Es ist auch unnötig, jedes Detail zu kennen, denn dafür gibt es Experten, die wir dann zu Rate ziehen, wenn sie gefragt sind und benötigt werden.

Wichtig aber ist zu wissen, was mit Technologie möglich ist; noch relevanter ist jedoch, was sinnvoll ist. Denn nicht alles, was sich designen und programmieren lässt, erleichtert das Leben: Bekanntlich sind Codespielereien oftmals bevormundend, mühsam, nicht fertig konzipiert, oder sie werden unnötig eingesetzt. Technologie darf nie Selbstzweck sein, sondern muss immer im Dienst des Menschen stehen – darin sind wir uns alle einig.

Warum Kinder in Regenpfützen springen, fragen Sie sich? Sinnentleerte Theorien dazu gibt’s massenweise – von esoterischen Wohlfühlgedanken bis hin zu philosophischen Lebensanschauungen.

Doch die Antwort darauf ist simpel: Kinder springen so gern in Regenpfützen, weil das Wasser spritzt, weil sie nass werden, weil sie damit erfassen, dass eine (vermeintlich unwichtige) Aktion einen Effekt auslöst. Sie erkennen, dass sie Einfluss auf die Welt haben und dass die Welt ihrerseits antwortet – es ist eine Eins-zu-eins-Rückmeldung auf eine Handlung und damit ein Meilenstein hinsichtlich der Persönlichkeitswahrnehmung: Meine Aktion bewirkt eine Reaktion! Diese Resonanz ist eminent wichtig, weil wir uns als Menschen ohne Rückmeldungen verlieren würden.

Umso erstaunlicher ist es, dass noch heute (zu) viele Webfunktionen – wie beispielsweise Such- und Kontaktformulare, Aktionsaufforderungen (sogenannte CTA – Calls-to-Action) oder Navigationselemente – ohne optische, akustische oder textliche Feedbacks implementiert sind.

Sich verlieren ist schlimm, aber sich verloren fühlen ist das Übelste überhaupt.

Und noch mal von vorn.

Gehofft hatten wir, die Coronakrise würde sich mit dem Jahreswechsel in Luft auflösen oder zumindest wegimpfen lassen: Ersteres hat sich als dumme Hoffnung erwiesen, und Zweiteres wird nur die Zeit zeigen …

Wie sieht’s denn aus im Januar 2021?

Haben Sie ein Déjà-vu?

Ich kann Sie beruhigen, Sie haben keines; es findet alles tatsächlich statt: Sie sind (bestenfalls) in keiner Psychiatrie hospitalisiert und spielen (hoffentlich) in keinem billigen Hollywoodstreifen als Nebendarsteller – ganz im Gegenteil: Sie sitzen mitten in einer neuen, uns (womöglich) noch unbekannten Realität.

Gelernt haben wir, dass es trotz aller Widrigkeiten keine Lösung ist (und sein darf!), den Kopf in den Sand zu stecken; gleichzeitig ist es auch nicht angebracht, nur zu hoffen und zu beten. Im Gegenteil ist es eine Pflicht, neue Ideen zu verfolgen, andere Konzepte zu formulieren und um die Ecke zu denken.

Im Veneto gibt es die Redewendung «Quando l’aqua toca el cul, tuti impara a noar» – oder im Zürcher Dialekt: «Wänn eim ’s Wasser bis a Arsch anechunnt, dänn lehrt mer schwüme.»

Werden Sie vermehrt (!) digital im Denken, im Unternehmen, im Handeln, im Wirtschaften – denken Sie noch stärker aus der Sicht Ihrer Kunden, lassen Sie unorthodoxe Ideen zu, investieren Sie in die Zukunft, stolpern Sie und stehen Sie – Himmelherrgott noch mal! – wieder auf.

Zeit zum Jammern?

No! Zurück auf Start – und los!

Rückwärts gedacht ist vorwärts geplant.

Die Planung komplexer Webprojekte kann viel Raffinesse voraussetzen. Denn wo immer die Agentur Menschen, Interessensgruppen, Technologien, Geld und Zeit jonglieren muss, genügen Projekt­manage­ment­tools und Schulwissen nicht.

Das Zauberwort heisst «Risikomanagement». Es definiert alle Massnahmen und Beurteilungen, die die Risiken in einem Projekt identifizieren und bewerten. Der Detektiv forscht, wie und wann es zu einer Sachlage hat kommen können, wohingegen der Projektmanager problematische Konstellationen verhindern will und diese bewusst einplant, um sie vor oder bei Eintreffen zu umschiffen.

Dass der Projektverantwortliche in Agenturen oftmals als Miesepeter – wenn auch mit sarkastischem oder fatalistischem Humor – wahrgenommen wird, hat in der Jobdefinition seinen Grund: Probleme voraussehen und benennen ist Agenturalltag.

Wenn er die Winkelzüge der Interessensgruppen versteht, das – wenn auch oftmals sympathische –  Durcheinander bei Kunden durchschaut, die Alltagssorgen seines Technik-, Kreations- und Beratungsteams im Griff und – natürlich – das Projekt mit all seinen Facetten verinnerlicht hat, wird er zum unverzichtbaren Verantwortlichen.

Ein normaler Mensch sieht bei «1 + 1» eine einfache Addition; der Projektmanager hingegen fragt sich, ob die Addition im Dezimal- oder einem anderen Zahlensystem ausgeführt werden soll, hakt nach und informiert alle, die es wissen müssen.

Darin unterscheidet sich der Profi vom Windmacher: Projektdetails ohne Vorlage kennen, Eckdaten aus dem Effeff beherrschen, Teamagendas verinnerlichen, Feintöne heraushören, Probleme voraussehen, Stolpersteine erkennen und Sprachbarrieren beseitigen – das alles gehört mehr zum Job, als es dessen Beschrieb erahnen lässt.
Und dann noch Weihnachten: Niemand will, aber alle müssen – oder … alle wollen, und niemand verzichtet. Oder soll man? Oder möchte man? Oder dürfte man …?

Seien und bleiben Sie gut organisiert, geniessen Sie die Zeit und achten Sie unbedingt auf Ihre Gesundheit – im Körper wie im Geist.