Dinosaurier.

Alljährlich analysieren wir Websites im Umfeld der Baubranche. Interessieren tut uns, was sich branchenweit in der digitalen Kommunikation tut, ob Trends zu beobachten sind, wo sich neue Konkurrenten zeigen und welche Technologien eingesetzt werden.

Bei der diesjährigen Analyse fällt auf, dass einige Firmen digital aufholen, sich aber allerdings noch zu viele Unternehmen den neuen Technologien verweigern. Wie man 2016 Websites betreiben kann, die weder für mobile Endgeräte optimiert sind noch ansatzweise die heute üblichen Standards für Inhalte und Technologien einhalten, ist mir unverständlich.

Die Argumente kenne ich aus meiner täglichen Beratertätigkeit aus dem Effeff: Wir verdienen kein Geld übers Internet, die Website ist ein Informationsmedium, kein Budget für das Zeugs da, das sieht ja niemand, wir haben nicht so viele Besucher, ich will das so (Inhaber), der Chef will das so (Mitarbeiter), bei mir im Büro sieht die Website super aus, Suchmaschinen was?!?

Wenn Sie sich in einer der Aussagen wiedererkannt haben, ist das kein Grund, einen Freudentanz anzustimmen. Im Gegenteil – so scheint es – haben Sie die Lage nicht erkannt. Konkurrenten kommen heute nicht mehr zwingenderweise aus der eigenen Branche, man trifft sie nicht an Apéros und man kennt sich nicht von früher. Denn das definiert die «digitale Transformation»: Dass nämlich ein jeder in jeder Branche mitmischen kann, sofern er ein Geschäftsmodell hat, das funktioniert.

Es ist nicht ausschlaggebend, ob Sie Tausende von Besuchern auf Ihrer Website haben oder ein paar Hundert. Relevant ist einzig, ob sich aus Kontakten Geschäftsbeziehungen entwickeln können. Dazu muss aber Ihrer Website inhaltlich, konzeptionell und technisch Genüge getan werden.

Sie können selbstverständlich auch weiterhin Ihr Dasein als Dinosaurier fristen: Ihre Knochen werden in ein paar Jahren bestimmt hohen Sammelwert haben.

Ein Wort zu Social Media.

Das Internet existiert nicht mehr: Es gibt nur noch Facebook, Instagram, YouTube, viele hysterische Kommentatoren, ein paar Besserwisser und viele Gutmenschen daneben.

Doch so ist es zum Glück nicht.

So wenig wie Facebook das Internet ist, so wenig lässt sich das Internet im Jahre 2016 ohne Facebook, Instagram oder YouTube beschreiben. Dennoch scheinen viele Unternehmen die Social-Media-Massnahmen überzubewerten. Dabei wird sehr oft die eigene Website vernachlässigt.

«Social Media» ist ein Sammelbegriff für Medien, in denen Erfahrungen, Meinungen, Bewertungen, Dateien oder Informationen unter Internetnutzern ausgetauscht werden. Dass diese Spielwiese von Unternehmen für eigene Marketingzwecke benützt wird, steht ausser Frage. Und dass man damit offenbar gute Erfahrungen sammeln, aber auch wertvolle Kontakte knüpfen kann, steht ausser Diskussion.

Sind soziale Medien tatsächlich Website-Killer?

Die Frage mag berechtigt sein, ist aber dennoch falsch. Im Gegenteil erhält die Unternehmenswebsite je länger je mehr die Hauptrolle im digitalen Universum: Sie bleibt das Kernstück der Kommunikation und dient zusätzlich als Verweis für alle Online-Dienste, die ein Unternehmen pflegt und unterhält. Das mögen Mikrosites, Newsletter, Apps, Downloadverzeichnisse, Xing- oder Linkedinprofile, Facebook-Fanseiten und Instagram-, Twitter-, YouTube- oder Vimeo-Accounts sein. Websites bleiben aber zentrale Elemente der modernen Unternehmenskommunikation, weil sie Vertrauen schaffen, überzeugen und die Marke ohne Nebengeräusche positionieren. Soziale Medien erfüllen andere Funktionen im Kommunikationsmix.

Ob man auf eine Website zugunsten von Social-Media-Massnahmen verzichten kann, ist nicht die Frage. Wenn überhaupt, dann sollte die Frage umgekehrt formuliert werden.

Dead-On-Arrival.

Vor ein paar Tagen war ich im Fachhandel und habe mir ein subventioniertes Handy gekauft: Dann nach Hause geeilt, mit grosser Vorfreude ausgepackt, eingesteckt, gestartet und gewartet.

Und weil ich nach zehn Minuten Wartezeit immer noch kein Logo zu sehen bekam, begann ich zuerst an mir, dann am Handy, dann am WLAN, dann am Provider, dann am Verkäufer, dann an der Welt und schlussendlich an Gott zu zweifeln. Aber Sie wissen, wie so was endet: Entweder man behält die Ruhe, packt alles ordentlich ein und bringt’s zurück oder schmeisst die ganze Sache baseballmässig an die Wand.

Ersteres ist wirtschaftlich gesehen die bessere Lösung; aus Sicht der Psychohygiene kann aber die zweite Lösung – zumindest kurzfristig – zu ungeahnten, emotionalen Höheflügen führen. Hätte mich der Anruf eines ehemaligen Kunden meiner alten Agentur nicht aufgehalten, dann wäre das Scheissding an der Wand zerschellt.

Ob ich seine neue Website gesehen hätte, wurde ich gefragt. Ich verneinte und erkundigte mich nach der Webadresse. Er buchstabierte mir die Webadresse derart langsam, dass mich die Warterei zwischen den einzelnen Buchstaben an meine neue (mobiltechnische und kaputte) Errungenschaft erinnerte. Ganz billig sei die Website gewesen, fügte er stolz hinzu, von einem Studenten gebaut.

Ich tippte die Webadresse auf dem alten Handy ein und bekam eine durchaus farbige, aber für Handys unbrauchbare Website zu sehen.

DOA, dachte ich.

Schön sei sie ja schon, begann ich zu antworten, aber auf dem Handy sehe sie doch sehr kaputt aus. Das sei schon klar, erwiderte er kurzatmig, ich müsse sie – dänk! – auf dem Laptop angucken.

Es folgte ein längeres Telefonat.

Mittlerweile habe ich ein funktionierendes, neues Handy (DOA-Garantie sei Dank!) und mein ehemaliger Kunde ist mein neuster Kunde. Diese «günstigen Websites» seien ihm unterm Strich viel zu teuer, lässt er sich heute zitieren. 😉