Ist Bequemlichkeit gefährlich?

Schon seit jeher sind persönliche Butler ein Traum vieler Menschen: Wir kennen sie aus alten Hollywoodfilmen, wo sie die Wünsche ihrer wohlsituierten Arbeitgeber von den Lippen ablesen und immer zur rechten Zeit am richtigen Ort sind – und zudem beherrschen sie die fettesten aller Limousinen. Sie vereinfachen das Leben, weil sie Dinge erledigen, die man zwar selbst machen könnte – aber man möchte doch Wichtigeres tun: idealerweise nichts.

Diener, so habe ich gelesen, üben (zumindest auf Männer) die gleiche Faszination aus wie James Bond.

Mittlerweile hat jeder von uns etliche Butler, die für uns tätig sind – zumindest wenn es um informationsbasierte Arbeiten geht: Nur heissen die heute nicht mehr «James», sondern «Siri», «Alexa», «Cortana» oder «Google Assistent», um nur vier zu nennen.

Künstliche Intelligenz (KI; engl. AI) ist in den Medien omnipräsent: Es scheint nichts zu geben, was damit nicht gelöst werden könnte – und doch ist dies eine Technologie voller Unwägbarkeiten.

Dass sich durch den Einsatz von KI neue Möglichkeiten der automatischen Datenverarbeitung eröffnen, steht ausser Frage. Wir alle nutzen tagtäglich Formen davon – und wissen es meistens nicht einmal: Etwa wenn wir im Onlinebanking unser Budget analysieren lassen, Google uns schlaue und präzise Suchergebnisse liefert oder ein Navigationssystem in Echtzeit die beste Route vorschlägt. Dabei werden – vereinfacht ausgedrückt – Daten auf Muster hin analysiert, die Ergebnisse hochgerechnet und personalisiert präsentiert.

Ob die Dienste wahnsinnig intelligent oder wir extrem einfach zu durchschauen sind, lässt sich nicht abschliessend beantworten – aber die zweite Option scheint realistischer.

Klar ist: Ein Butler weiss beträchtlich viel über uns – wir sollten nicht allen vertrauen.

Das Handgelenk, das Internet und die Suchmaschine

Vor zwei Wochen habe ich mir auf einer Wanderung das Handgelenk gebrochen: Das war nicht nur dumm, sondern auch schmerzhaft. Aber im Leben kann man sich nicht immer aussuchen, wie der Tag endet. Und das ist richtig so.

Kurz nachdem ich gestürzt war, habe ich über das Handy das nächste Spital gesucht und das Notspital in Andermatt gefunden. Doch leider gibt es dieses in der realen Welt seit bald zwei Jahren nicht mehr – aber im Internet sind alte Einträge zu finden. Das ist äusserst unglücklich. Dann habe ich mich gefragt, ob das neue Praxiscenter in Andermatt noch nicht eröffnet wurde oder schlicht von Suchmaschinen noch nicht indexiert, doch das macht für mich keinen Unterschied mehr: Ich konnte zu einem für mich wichtigen Zeitpunkt keinen Eintrag dazu finden; somit war und ist das Praxiscenter inexistent.

Minuten später habe ich über das Handy einen Notarzt in Realp kontaktieren können, der mir – nach einer kurzen telefonischen Anamnese – empfahl, direkt ins Spital nach Altdorf zu fahren.

Das Schöne an dieser Geschichte ist, dass ich in kurzer Zeit vieles über das Internet gelernt habe: Es ist offensichtlich so, dass man nicht immer alle benötigten Informationen zeitnah erhält; gleichzeitig kommt man schnell an Infos, für die man früher mehrere Telefonate hätte führen müssen (sofern man die Nummern zur Hand hatte) – diese Einträge sind aber nicht immer aktuell.

Dass User die richtigen Webseiten finden sollten, vor allem auch dann, wenn es zeitkritisch ist, ist ein Dienst am Kunden. Also ist Suchmaschinenoptimierung keine Kür, sondern eine Pflicht. Und – nebenbei bemerkt – ist die lokalisierte Suche etwas, das sich bislang offenbar nur wenige Unternehmen (geschweige denn Praxen) zunutze machen.

Die nächste Kolumne dann wieder ohne Gips; ich freue mich darauf!


Einen Blogbeitrag mit nur einer Hand zu tippen, ist eine echte Herausforderung. Geholfen haben mir Thomas und der Google Assistent: Nicht jede moderne Technologie ist Teufelswerkzeug. 😉