Das Internet, einst ein wildes Grenzland blinkender Banner, schriller Farben und unzähliger Schriftarten, hat sich vielerorts, wenn auch nicht grundsätzlich, von der optischen Nervosität erholt.
Das Stichwort lautet: Weissraum.
In einer einfachen Definition lässt sich dieser als unbenutzter, leerer Raum auf einer Webseite deuten; es ist der Bereich «dazwischen» – zwischen den Grafiken, den Inhalten und den Schmuckelementen.
Es ist aber nicht einfach ein leerer Raum oder gar ein Mangel an Inhalten, sondern ein gut überlegtes, aussagestarkes Designelement, eine bewusste Gestaltungsentscheidung.
Der Weissraum erhöht die Lesbarkeit, führt zu einem besseren Benutzererlebnis und zu einer optischen Beruhigung in einer fast krankhaft nervösen digitalen Wohlstandsumgebung (Handys, Computer, Apps, soziale Medien, Ticketautomaten, Navigationsgeräte, flimmernde Werbebildschirme etc.).
Der gezielte Einsatz von Weissraum kann der Betrachterin wie dem User Ruhe und kommunikative Souveränität vermitteln. So hilft er, Inhalte leichter verarbeiten zu können, indem er das Wesentliche betont und die Informationsflut reduziert.
Auch in der Musik kommt es ganz entscheidend auf die Pausen an – es sind die vermeintlich (!) «leeren» Momente zwischen den Tönen und zwischen den Sätzen, die die Grösse eines Werkes wesentlich mitbestimmen.
Genauso schafft der Weissraum eine Pause, eine Ruheinsel im täglichen Wirrwarr und persönlichen Stressalltag, er hierarchisiert Inhalte und schafft Klarheit.
Weissraum funktioniert ähnlich wie Leitplanken, die den Verkehr – optisch geleitet – sicher über schwierige Strassenabschnitte führen.
Die goldene Mitte zwischen dem Anspruch des Marketings (Inhalte!) und dem Designteam (Ruhe!) zu finden, ist ein Meisterstück moderner Kommunikation.