Design-Fluch oder -Segen?

Das Internet, einst ein wildes Grenzland blinkender Banner, schriller Farben und unzähliger Schriftarten, hat sich vielerorts, wenn auch nicht grundsätzlich, von der optischen Nervosität erholt.

Das Stichwort lautet: Weissraum.

In einer einfachen Definition lässt sich dieser als unbenutzter, leerer Raum auf einer Webseite deuten; es ist der Bereich «dazwischen» – zwischen den Grafiken, den Inhalten und den Schmuckelementen.

Es ist aber nicht einfach ein leerer Raum oder gar ein Mangel an Inhalten, sondern ein gut überlegtes, aussagestarkes Designelement, eine bewusste Gestaltungsentscheidung.

Der Weissraum erhöht die Lesbarkeit, führt zu einem besseren Benutzererlebnis und zu einer optischen Beruhigung in einer fast krankhaft nervösen digitalen Wohlstandsumgebung (Handys, Computer, Apps, soziale Medien, Ticketautomaten, Navigationsgeräte, flimmernde Werbebildschirme etc.).

Der gezielte Einsatz von Weissraum kann der Betrachterin wie dem User Ruhe und kommunikative Souveränität vermitteln. So hilft er, Inhalte leichter verarbeiten zu können, indem er das Wesentliche betont und die Informationsflut reduziert.

Auch in der Musik kommt es ganz entscheidend auf die Pausen an – es sind die vermeintlich (!) «leeren» Momente zwischen den Tönen und zwischen den Sätzen, die die Grösse eines Werkes wesentlich mitbestimmen.

Genauso schafft der Weissraum eine Pause, eine Ruheinsel im täglichen Wirrwarr und persönlichen Stressalltag, er hierarchisiert Inhalte und schafft Klarheit.

Weissraum funktioniert ähnlich wie Leitplanken, die den Verkehr – optisch geleitet – sicher über schwierige Strassenabschnitte führen.

Die goldene Mitte zwischen dem Anspruch des Marketings (Inhalte!) und dem Designteam (Ruhe!) zu finden, ist ein Meisterstück moderner Kommunikation.

Künstlich ins Verderben?

Dienste wie DeepL, Google, Amazon, Microsoft und andere Digitalwerkzeuge haben in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte bei der Übersetzung von Texten gemacht. Ob Sach- oder Imagetexte, Schlagzeilen, Blogbeiträge, ganze Websites oder Produktbeschriebe – es scheint nun möglich zu sein, sämtliche Textgattungen mit einem Klick automatisiert bzw. maschinell in jede beliebige Sprache übertragen zu lassen.

Das ist nicht nur für international tätige Unternehmen interessant, sondern auch für Firmen, die «nur» in der Schweiz wirtschaften: Eine Website in allen vier Landessprachen präsentieren, ist endlich bewältig- und bezahlbar – das schafft Sympathien und erweitert die Zielgruppen.

Jede Sprache bringt ihre kulturellen und kontextuellen Nuancen mit, die von einer maschinellen Übersetzung aber häufig unzulänglich, ungenau, überhaupt nicht oder schlicht total falsch erfasst und wiedergegeben werden. Ein katastrophal übersetzter Text kann nicht nur zu Missverständnissen führen, sondern – nicht selten – derart fehlinterpretiert sein, dass er Imageschäden verursacht oder gar juristische Konsequenzen zu befürchten sind. Gerade bei sensiblen oder rechtlich relevanten Themen ist daher grösste Vorsicht geboten.

Es empfiehlt sich – je nach Kontext, Sensibilität des Ausgangsmaterials etc. –, automatisiert erstellte Übersetzungen mit der Erfahrung und Professionalität einer Übersetzerin oder eines Übersetzungsbüros zu kombinieren und so Qualität und Korrektheit des Inhalts sicherzustellen.

Vielleicht sollte man mit Übersetzungstools so umgehen wie mit anderen «neuen» Technologien auch: Nicht überall muss man Pionier oder «Early Adopter» sein. Aber wenn der Zug fährt, sollte man besser darin sitzen und nicht auf dem Perron einer verpassten Chance nachtrauern.

Vereinfachte Kompliziertheit.

Websites, einst blosse digitale Visitenkarten, haben sich zu interaktiven Plattformen entwickelt, die massgeschneiderte Benutzererfahrungen bieten und Geschäftschancen eröffnen.

Nicht alles ist einfacher geworden – leider!

Das Problem ist oftmals nicht die Technik an sich, sondern die Schnittstelle zur Technologie – die sogenannte «Mensch-Maschine-Schnittstelle».

Um die Schnittstelle einfach zu erklären, dient hier das liebe, gute, alte Auto, welches eine komplexe Maschine ist: Um das Auto zu fahren, muss nicht direkt mit der Lenkachse, den Autolichtern oder dem Motor interagiert werden – das Auto lässt sich über das Lenkrad lenken, das Autolicht funktioniert über den Lichtdrehknopf (oder automatisch) und die Beschleunigung erfolgt über das Gaspedal.

Ähnlich ist es im Web, wo ein einfacher Klick auf einen Link im Hintergrund womöglich JavaScripts auslöst oder Datenbankabfragen anstösst, deren Ergebnisse die Website ganz oder teilweise neu laden – oder es wird per HTML5 eine ganz neu durchgestylte Zielseite angezeigt.

Und wenn dann ein mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Chatbot per Sprach- oder Tastatureingabe nach dem besten Restaurant in der Stadt gefragt wird, ist das – im Grunde – nichts anderes als eine sehr vereinfachte «Mensch-Maschinen-Schnittstelle». Doch im Hintergrund, nach dem Absenden der Abfrage, laufen tausendfache Berechnungen und Auswertungen ab, bis nach Millisekunden – endlich! – erste Ergebnisse aufwarten.

Die Kernkompetenz von Webagenturen, nämlich die Vereinfachung von Prozessen, die Auffindbarkeit von Informationen, die Benutzerinnenerfahrung usw., bleibt damit unverändert.

Doch die Prozesse werden komplexer und damit bleibt die Arbeit spannend – zumindest sofern das Einfachheitsprinzip verinnerlicht wurde.