Mit dem Aufstieg von Social Media, allen voran Facebook und Instagram, setzen Brands immer mehr darauf, gefallen zu wollen. Das Lechzen nach Likes ist zur Königsdisziplin geworden. Es nützt jedoch herzlich wenig, wenn die Kommunikation am Ende des Tages keine Verkäufe ankurbelt oder der Brand nicht in den Köpfen verankert bleibt. Ein Like aus Fehraltorf ist wertvoller geworden als dass Frau Meier das Produkt kauft.
Realitätsfremde Theoretiker in Werbung und Marketing huldigen dem Irrglauben, man müsse „Beziehungen“ und „emotionale Bindungen“ zu Produkten und Brands schaffen. Es genügt nicht, dass Produkte gekauft werden: Fans und Followers müssen her! Das Resultat solcher Aktivitäten ist katastrophal: belanglose Social Media Posts von Brands, die verzweifelt um Anerkennung winseln, aber keine Kassen klingeln lassen.
Neben mir liegt eine Banane, die ich bei Coop gekauft habe. Keine Ahnung wie ich mich bezüglich der Banane fühle. Oder was ich über die Banane denke. Geschweige denn was ich über den Brand Coop denke. Die Standardfrage in der Schweiz lautet „Bist du ein Migros-Kind oder ein Coop-Kind?“ Ich bin ein Coop-Kind. Zur Zeit. Weil der Coop gleich um die Ecke ist. Und am Samstag mutiere ich zum fremdgehenden Konsumenten: Ich gehe in die Migros, weil ich dann etwas mehr Zeit habe. Es könnte keine geringere Rolle spielen, ob mir diese beiden Brands gefallen oder nicht, wichtig ist, dass die Produkte keine Ladenhüter bleiben.
Die meisten Social Media Aktivitäten von Brands ignorieren eine Tatsache: Menschen stehen Produkten und Brands ziemlich gleichgültig gegenüber, auch wenn sich Brands noch so gerne als eine wichtige moralische Instanz im Leben der Menschen verstehen möchten. Verschwindet heute ein Brand, taucht morgen ein anderer auf. Kein Mensch wird deswegen in eine Sinnkrise schlittern.
Je schneller Brands sich ihrer kommunikativen Kosmetik entledigen und sich auf die Bewerbung ihrer Produkte konzentrieren, umso eher werden die Verkäufe steigen. Das ist der Zweck kommerzieller Kommunikation, nicht die Befriedigung der Gefallsucht mittels Facebook Likes, Instagram Herzen und Tweets.
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Das ist ein Gastbeitrag von Parvez Sheik Fareed.
Wo geb ich denn hier meinen Like ab?