Datensicherheit? Datenschutz?

Leben zwischen Geheimdiensten und Technologiefirmen.

Zur Zeit läuft Olivers Stones „Snowden“ im Kino. Die Geschichte um Edward Snowden ist vielleicht eine der unglaublichsten Geschichten der Gegenwart: in einer Zeit, in der im Hochgeschwindigkeitszugtempo die Welt digitalisiert wird, verschafft sich der US-Geheimdienst NSA Zugriff zu all diesen mobilen Daten. Zu allen. Im Vergleich zu den Datensätzen der NSA schritten Stasi, KGB, CIA oder MI5 durch Täler der Ahnungslosigkeit.

Doch wer interessiert sich schon für Snowden? Asyl in der Schweiz hat er jedenfalls nicht erhalten. Dabei geht es hier um das Internet-Thema Nummer 1: Datensicherheit. Müsste jedermann etwas angehen. Doch gerade Datensicherheit scheint eins dieser Themen zu sein, für die sich lediglich eine Minderheit interessiert, eins dieser Themen, in denen die Medien am (Des-) Interesse des „Volkes“ vorbei schreiben. Datensicherheit beginnt und endet heutzutage bei der eigenen Kreditkartennummer. That’s it. Schon bei den Passwörtern werden viele Leute nachlässig – und das, obwohl unsere digitale Privatsphäre sich genau auf die paar wenigen Buchstaben beschränkt, mit denen wir unsere Accounts öffnen.

Dabei dürfte seit Edward Snowdens Enthüllungen wirklich jeder und jedem klar sein, dass das Internet längst nicht (mehr) dieses urdemokratische, kosmopolitische Post-Hippie-Freiheitsmedium ist, als das es angeblich einst in die Welt gesetzt wurde. Inzwischen ist das Internet ein Imperium, das von Geheimdiensten und Silicon-Valley-Technologiefirmen kontrolliert wird.

Was wir daraus ableiten, ist aber lediglich (wie mir neulich ein IT-Spezialist erklärte): Solange wir uns nicht schützen, werden wir für Geheimdienste auch nicht verhaltensauffällig. „Zum Beispiel würde ich nie den TOR-Browser herunterladen.“ Denn, so die Logik des IT-lers: Wer den digitale Spuren verwischenden TOR-Browser benutzt, ist in den Augen der Geheimdienste ein Waffendealer oder ein Terrorist. Dass man demgegenüber als unbekümmerter Surfer zum Menschen wird, dessen Privates aus Daten rekonstruiert werden kann und der damit seine Privatsphäre verliert, scheint von vielen als unveränderlich hingenommen zu werden.

Die Frage, ob es zwischen diesem Ausgeliefertsein und radikaler Internetabstinenz einen Mittelweg gibt, scheint sich kaum jemand zu stellen. Dabei wäre es durchaus im Sinne eines Statements als mündiger Bürger zu verstehen, hin und wieder verschlüsselte, diskrete, schlecht auswertbare Systeme zu verwenden. Also Suchmaschinen wie duckduckgo.com, qwant.com oder swisscows.ch, auf anonymes Surfen ausgerichtete Proxy-Server, Alternativen zu Whatsapp wie Wire, Wikr me, Signal oder Threema (sofern man Freunde dafür begeistern kann) und so weiter. Es muss ja nicht unbedingt der Tor-Browser sein, der in den letzten Jahren immer mehr in Verruf geriet (weder kann er vor Googles oder Facebooks Datensammelwut schützen, noch vor der Überwachung der US-Regierung, von der er schliesslich entwickelt wurde).

Viele dieser Anwendungen bleiben bei nicht-fachgerechter Anwendung lediglich ein Statement. Doch selbst ein Statement kann ein Anfang in eine mündigere Zukunft sein.

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Das ist ein Gastbeitrag von Michael Kathe.