Heidi, lass dein Haar herunter!

Über die Macht der Geschichten brauchen wir uns nicht im Detail zu unterhalten. Dass nämlich im Titel etwas falsch ist, merkt man sofort. Rapunzel war es, die von der Zauberin zum Herunterlassen der Haare aufgefordert wurde; Heidi hingegen – na, wer kennt Heidi nicht?

Aber will ich wirklich über Märchen schreiben?

Vor ein paar Tagen war ich an einer Sitzung, an welcher wir in grosser Runde darüber diskutiert haben, was eine gute von einer schlechten Website unterscheidet. Es fielen – wie so oft – die allgemeingültigen Stichwörter Innovation, Design, Content, Reason-Why, Call-To-Action-Elemente etc.

Nun fällt meine Stimmung per Naturgesetz einen Stock tiefer, wenn man mich mit denglischen Ausdrücken konfrontiert. Aber es ist gewiss einfacher, sich mit Innovationen zu schmücken, als von der Anwendung neuer Verfahren und Techniken zu sprechen. Und von Content reden, anstatt gute Inhalte zu fordern, macht aus jedem Assistenten einen Marketingprofi. Natürlich bedeutet nicht jedes Fremdwort das Ende der deutschen Sprache, aber anstelle von «Call-To-Action» zu palavern, könnte man von der Handlungsaufforderung an den Website-Besucher sprechen.

Dass Fremdwörter die Diskussion unter Fachleuten vereinfachen, lass ich nicht gelten. Zu oft hat man mir in ebengenannten Kreisen «Call-To-Action» mit «Ruf eine Aktion an» erklärt. Das erinnert an die legendäre Douglas-Werbung «come in and find out», wo es – ganz ehrlich! – nicht darum ging, wieder aus dem Laden zu finden.

Gute Websites unterscheiden sich von schlechten Websites durch den Inhalt und die Benutzerführung. Punkt. Will man Ihnen etwas anderes weissmachen, «rufen Sie einfach eine Aktion an» und verlassen Sie die Märchenstunde. 😉

Heidi war nun mal nicht im Turm eingesperrt. Ehrenwort.