Sommerzeit, Reisezeit. Mit meiner Familie verbringe ich die Ferien im Süden Europas. Mit im Gepäck natürlich Rechner und iphone. Zum einen kann und will ich mich als Unternehmer nicht komplett digital abkoppeln, zum anderen gibt es natürlich diverse Apps, deren Nutzung auch in den Ferien Sinn machen. (Von Diegos mahnenden Emails bezüglich meines Blog-Beitrags wollen wir hier gar nicht reden.)
Wozu man ins Netz geht, ist im Grunde auch egal. Fakt ist auf jeden Fall, dass heute jeder ein mehr oder weniger intensives digitales Leben führt. Was im Ausland nach wie vor teuer ist. 14,95 Euro für eine Woche Datenroaming (in Europa), wobei die Verbindung nach dem Verbrauch von 300 MB Datenvolumen auf Edge-Geschwindigkeit gedrosselt wird. Edge ist übrigens die Geschwindigkeit beim Surfen, bei der man es auch lassen kann.
Jetzt sind die Roaming-Gebühren in den letzten Jahren – der EU sei Dank – immer weiter abgesunken, und ab Juli 2017 sollen sie dann ganz entfallen. Aber vom Roaming mal abgesehen, stellt sich schon die Frage, ob man nicht ein Grundrecht auf einen schnellen Internetzugang haben sollte.
Die Schweiz liegt in der Rangliste der Länder mit den schnellsten Internetzugängen auf Platz 5. Glückwunsch. Deutschland auf Platz 25. Das ist peinlich für eine führende Wirtschaftsnation. Und zeigt, dass die politisch handelnden Akteure in Deutschland sich der Bedeutung der fortschreitenden Digitalisierung nicht bewusst sind. Beziehungsweise, dass sie die Chancen nicht erkennen und nutzen wollen.
Es geht ja nicht nur um Telefonieren und im Netz surfen. Es geht um selbstfahrende Autos, digitale Gesundheitsdienste, vernetzte Häuser, die Revolutionierung des Handels, den Einsatz von Virtual Reality, ein neues Finanzsystem, künstliche Intelligenz, und, und, und.
Gedanklich war ich in den Ferien viel im Silicon Valley, habe zwei Bücher und zig Zeitschriften darüber gelesen und schon mal über die Internationale Grundschule in Palo Alto recherchiert. Mich fasziniert dieser unbedingte Fortschrittsglaube, das Erkennen von Möglichkeiten, das Denken des Unvorstellbaren. „Shooting for the moon“ nennen das die Amerikaner. Da können wir uns eine Scheibe von abschneiden. Wir müssen ja nicht direkt zum Mond fliegen. Vernünftiger Breitbandausbau, flächendeckendes schnelles LTE-Mobilfunknetz und freies WLAN an öffentlichen Plätzen wären ja mal ein Anfang.
+++
Das ist ein Gastbeitrag von Rainer Kunst.